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Bessere Therapien von Erkrankungen wie Demenz oder Parkinson, aber auch leistungsfähigere Computer und neue Verfahren der künstlichen Intelligenz – das sind die Ziele, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Max Planck-University of Toronto-Centre for Neural Science and Technolgy verfolgen werden. Das Center wurde am 14. April 2021 in einer virtuellen Veranstaltung mit vielen prominenten Gästen eröffnet. Auch Metin Sitti, Direktor der Abteilung für Physische Intelligenz am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme, war dabei.
Stuttgart, Toronto, München – Das menschliche Gehirn ist der beste Universalcomputer, den es auf der Welt gibt. Auch wenn die Rechner, die mit Prozessoren und Datenspeichern arbeiten, viele Spezialaufgaben schneller lösen, an seine Vielseitigkeit reichen sie noch lange nicht heran. Das Gehirn kann also als Blaupause für leistungsfähigere Computer dienen. Doch um seine Arbeitsweise nachzuahmen, muss die Neurowissenschaft diese erst einmal im Detail verstehen. Daher entwickeln Forscherinnen und Forscher am Max Planck – University Toronto Centre for Neural Science and Technology Methoden, die das ermöglichen. Das bessere Verständnis von Nerven und neuronalen Schaltkreisen wollen sie auch nutzen, um neue Ansätze in der Behandlung neurodegenerativer Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson zu finden.
„Mein Eindruck ist, dass wir nach jahrzehntelanger Grundlagenforschung eine Schwelle überschreiten und jetzt viele Methoden nutzen können, um beim Verständnis fundamentaler kognitiver Funktionen und bei der Behandlung von Krankheiten einen großen Sprung zu machen“, sagte der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft Martin Stratmann bei der Eröffnung. „Der erstaunlich gewachsene Werkzeugkasten hilft uns aber auch, die Entwicklung einer künstlichen Intelligenz nach dem biologischen Vorbild voranzutreiben.“ Der große Sprung sei jedoch nur möglich, wenn die Werkzeuge klug kombiniert würden. Und wenn es bei der Technik und den Schnittstellen zum Gehirn Fortschritte gebe.
Zwölf Max-Planck-Institute beteiligen sich
Genau das soll am neuen Center gelingen: „Die Max-Planck-Gesellschaft und die University of Toronto bringen die idealen Voraussetzungen mit, um eng zusammenzuarbeiten“, sagt Meric Gertler, Präsident der University of Toronto. „Das wird vor allem deutlich, wenn man auf unsere kombinierten Fähigkeiten in der Forschung zur Funktion und zu Erkrankungen des Gehirns in blickt.“
Seitens der Max-Planck-Gesellschaft beteiligen sich an der Kooperation 12 Institute – das Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme ist eines davon. Der Direktor der Abteilung für Physische Intelligenz, der Robotiker Metin Sitti, hielt bei der Eröffnungsveranstaltung einen Vortrag über die potenziellen medizinischen Anwendungen drahtloser Miniatur-Roboter, die nur wenige Mikro- oder Nanometer klein sind und die eines Tages durch ein Gehirn gesteuert werden könnten. „Ich habe über unsere vielversprechenden Forschungsergebnisse berichtet und wie wir in Zukunft Roboter einsetzen könnten, drahtlos Nerven zu stimulieren, oder wie unsere magnetischen mikrometerkleinen Maschinen angedockt an rote Blutkörperchen durch Hirngefäße rollen.“
Sitti wird in Zukunft Doktoranden seiner Abteilung mit Wissenschaftlern der Fakultät der Univ. of Toronto zusammenarbeiten lassen, insbesondere mit Neurochirurgen, um die in seiner Gruppe erforschten drahtlosen Milli- und Mikroroboter für hochwirksame neue medizinische Anwendungen im Gehirn einzusetzen. „Die medizinische Fakultät der Universität von Toronto ist eine der besten in Nordamerika. Es wäre großartig, mit solchen Spitzenmedizinern und Ingenieuren durch eine solche Partnerschaft zusammenzuarbeiten“, sagt Sitti. „Nach meinem Vortrag bei der Eröffnungsveranstaltung haben mich bereits drei Neurochirurgen wegen einer möglichen Zusammenarbeit kontaktiert, die wir im Mai weiterverfolgen werden. Das Beste an diesem Programm ist die Möglichkeit, gemeinsame Studenten zu haben, um eine produktive und effiziente Zusammenarbeit an beiden Standorten zu ermöglichen.“
Das Max Planck – University of Toronto Centre for Neural Science and Technology wird die interdisziplinäre Zusammenarbeit stärken und die disziplinenübergreifenden Kenntnisse und Fähigkeiten auch an Nachwuchswissenschaftlerinnen und –wissenschaftler vermitteln. So sollen in fünf Jahren rund 25 Studierende an dem neuen Center promovieren können, und dabei Erfahrungen sowohl an Max-Planck-Instituten als auch an in verschiedenen Gruppen der University of Toronto sammeln können.
Die Universität Toronto ist besonders gut darin, Forschung direkt auf gesellschaftliche Bedürfnisse auszurichten, und ist entsprechend stark in Technik, Informatik oder klinisch ausgerichteter medizinischer Forschung. Das Center wird ein wichtiger Bestandteil des Neurotechnologie-Ökosystems sein, das an der Universität und den beteiligten Krankenhäusern des Toronto Academic Health Science Network wächst. Es ist zudem beispielhaft für die interdisziplinäre Arbeit, die dringend nötig ist, um die Neurowissenschaften voranzutreiben.
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